Christchurch bis Invercargill

Die Karte ist zoombar (kein Screenshot)!

Erster April! Campervan-Tag! Gleich morgens machten wir uns auf den Weg zum Camperverleih, wo fast alles reibungslos lief. Mit zwei Dingen erlaubte sich die Agentur allerdings weniger lustige Scherze: Erstens stellte sich heraus, dass unser Camper kein Diesel war, wie auf der Internetseite aber angegeben wurde, sondern ein Benziner und damit deutlich teurer beim Tanken. Zweitens wurde kaum Rücksicht auf unsere Beschwerde bzgl. der Verwirrung bei der Reservierung und der fehlerhaften Geldabbuchung (zum falschen, verspäteten Zeitpunkt) genommen (kurzzeitig waren wir nicht mal sicher, ob es die Camperfirma überhaupt gibt, weil wir so lange keine Antwort auf unsere Mails bekommen haben). Auf Drängen haben wir als Entschädigung immerhin Campingstühle und ein spezielles Ladegerät umsonst ausleihen dürfen (Gesamtwert für die Miete wären 50$ gewesen...), aber das wird ja trotzdem das Tanken nicht billiger machen. Naja, Neuseeland – das wussten wir schon vorher – reißt eh ein Loch in unsere Geldbeutel.

Die erste Aktion mit unserem neuen Gefährt war der Einkauf der Lebensmittelgrundausstattung. Mit einem vollen Einkaufswagen sind wir zur Kasse und haben einen Geldschein nach dem anderen gezückt. Wenn das so weiter geht, dann können wir uns bald nur noch von Wasser und Toast ernähren.  

Im Kaufrausch
Im Kaufrausch

Zurück bei John haben wir unsere Rucksäcke in den Camper eingeladen und die seltsamste Verabschiedung der bisherigen Reise erlebt. Unser Couchsurfer hat uns weder die Hand gegeben, noch uns umarmt, stattdessen hatte er wie schon bei unserer Ankunft die Arme vor der Brust verschränkt. Also standen wir alle drei einfach nur da und haben Tschüss zueinander gesagt. Kein Wunder, dass wir erst einmal durchgeschnauft haben, als wir die ersten Meter in unserem neuen Zuhause auf Rädern hinter uns hatten. Für die nächsten fünf Wochen würden wir selbst unseren Rhythmus bestimmen, was wann gegessen wird, wo wir schlafen und wann wir weiterfahren.

 

Von Christchurch ging es Richtung Südwesten bis nach Geraldine, wo wir eigentlich nur wegen des Free Tastings (kostenloses Probieren) hielten, das eine überregional bekannte Käserei anbot. Unser ursprünglicher Plan war, in den ersten Tagen eher den Süden anzusteuern. Durch Zufall haben wir dann aber festgestellt, dass der Weg, auf dem wir uns befanden, die einzige für ein Auto befahrbare Straße zum Mount Cook war! Das war uns überhaupt nicht bewusst, denn auf der Karte sah es so aus, als gäbe es auch einen Zugang von Westen. Aber in der Touristeninformation von Geraldine wurde uns bestätigt: Entweder von hier oder gar nicht. Deshalb haben wir kurzerhand unsere Route geändert und am nächsten Tag den höchsten Berg Neuseelands angesteuert.

Einen ruhigen Fleck am Waldrand nahe eines kleinen Ortes haben wir als erste Übernachtungsstätte auserkoren. Obwohl sich der hintere Teil des Campers in ein gemütliches und einladendes Lager verwandelte, war die erste Nacht doch nicht ganz so wie wir es erwartet hatten. Erst nach einmal Schlafen im Camper hatten wir tatsächlich ein Bild davon, auf was wir uns in der nächsten Zeit gefasst machen mussten. Unter zwei Daunen-, einer Baumwolldecke und einem Laken trugen wir Langarmshirts, Leggings und Socken – und das war gerade genug.  

Zum Frühstück am nächsten Morgen war es immer noch unglaublich kalt - man sieht es uns auch an!
Zum Frühstück am nächsten Morgen war es immer noch unglaublich kalt - man sieht es uns auch an!

Zum Abendessen war es aber zum Glück noch so warm, dass wir den „Außentisch“ zum Essen nutzen konnten.

Wenn wir bisher dachten, die Natur wäre kaum zu toppen gewesen, wurden wir spätestens bei der Fahrt zum Mount Cook eines Besseren belehrt. Der Anblick der Seen, an denen wir vorbei kamen, der Bergkette vor uns und der unendlichen Weite, durch die wir teilweise als einziges Auto fuhren, war atemberaubend. Kein Wunder, dass die Macher von Herr der Ringe dieses Land als Kulisse der Filme ausgesucht haben. Auf der Nordinsel war alles so grün mit sanft geschwungenen Hügeln, den schönen Küsten nördlich von Auckland. Hier auf der Südinsel erwarten einen diese gigantische Weite und die Berge:

Obwohl wir erst gegen 16 Uhr am Fuß des Mount Cook, im Ort Aoraki, ankamen (vorher haben wir noch einen Abstecher zum Tasman Gletscher gemacht), spazierten wir noch zwei Stunden einen Fluss entlang, immer mit Blick auf den Berg. Der Sonnenuntergang, der sich uns am Abend bot, machte die ganze Magie des Tages perfekt.

Da wir noch am Abend wieder ein paar Kilometer zurück gefahren sind, um den kostenpflichtigen Campingplatz direkt bei Aoraki zu umgehen, wachten wir am Morgen mit einem Eins A Panorama-Blick auf die Berge auf, haben die warmen Sonnenstrahlen für ein Frühstück draußen genutzt und uns im Haarewaschen to go ausprobiert. Wenn keine Dusche in Sicht ist, muss man eben kreativ werden :-)


Nach einer ersten, erschreckend hohen Tankrechnung für unseren Camper, den wir mittlerweile Haddie getauft hatten (wir konnten uns nicht entscheiden zwischen Hank und Eddie), ging's weiter durch das schöne Waitaki-Valley bis nach Oamaru, wo wir eigentlich Pinguine hätten anschauen wollen. Allerdings war das Gelände, auf dem sie nisten, abgesperrt und man hätte Eintritt (28$/Person) zahlen müssen. Na toll, wir dachten, die liefen frei herum. So könnten wir auch genau so gut in einen Zoo gehen... Irgendjemand hat uns erzählt, dass Neuseeland zwar teuer wäre, aber das schönste, die Natur, wäre ja kostenlos. Anscheinend galten Tiere aber nicht als Natur. Wieder was gelernt.

Unser letzter Tagesordnungspunkt war der Strand von Moeraki, der mit seinen besonderen runden Felsbrocken, den Moeraki Boulders, wirklich außergewöhnlich wirkt. Der Plan: Nur kurz einen Abstecher dort hin zu machen - man weiß ja nie wie das Wetter am nächsten Tag wird – da es schon spät war und langsam dämmerte und dann am nächsten Tag nochmal zurückzukommen, um dort zu frühstücken. Außerdem hofften wir, dass bei Sonnenaufgang noch nicht die Heerscharen von Touristen anwesend sein würden, die am Abend durch fast jedes Foto gelaufen sind. Zwischen grünen Hügeln, auf denen Kühe und Schafe weideten, haben wir uns Gute Nacht gesagt. Idylle pur.

Trotz der frühen Stunde waren auch am nächsten Tag tatsächlich schon Menschen am Strand, die anscheinend den gleichen Gedanken hatten wie wir. Aber beeindruckend war trotzdem allemal.

Dass so eine Reise im Camper erfinderisch macht, hat ja schon die Haarwäsche mit Eimer gezeigt. Für das Frühstück haben wir die Steckdosen des Cafés genutzt, auf dessen Parkplatz wir standen und uns ohne großen Aufwand mit unserem Wasserkocher unser Tee- und Kaffeewasser heiß gemacht, statt unser wertvolles Gas zu verbrauchen. Theoretisch haben wir auch Steckdosen im Auto, aber die funktionieren bloß, wenn wir uns z.B. auf Campingplätzen mit speziellen Stromstellen verkabeln. Deshalb wird das Wasser normalerweise im Topf erhitzt und das Brot in der Pfanne getoastet, denn einen fest verbauten Gaskocher haben wir auch im Camper.


Am Ende des Tages stoppten wir in Dunedin auf der Otago Halbinsel, wo wir uns ein schönes Plätzchen mit Blick auf die Bucht suchten und bei einem Spaziergang noch die Sonne ausnutzten.  

Den Ostersonntag verbrachten wir in Dunedin selbst, einer kleinen, aber recht schönen Stadt, die uns sehr an Schottland oder England erinnerte. Unsere Osterschokolade staubten wir in der dortigen Schokoladenfabrik ab, die leider an diesen Feiertagen keine Tour durch ihre Werkhallen anbot. Schade, den laufenden Fabrikbetrieb hätten wir schon gerne mal gesehen. Dafür statteten wir der angeblich steilsten Straße der Welt einen Besuch ab, der Baldwin Street.

Um den restlichen Tag noch auszunutzen, haben wir uns wieder in unseren Camper gesetzt, um in den nächsten Tagen die Region Catlins erkunden zu können.

Am frühen Abend erreichten wir den Nugget Point mit seinem schönen Leuchtturm und sahen endlich auch wild lebende Pinguine, die gerade von ihrem ganztägigen Jagdausflug an Land der Bucht gingen, an der sie ganz natürlich leben, ohne dass daraus ein Geschäft gemacht wird.


Da wir den Sonnenuntergang, zu der Zeit um halb 8, in der Nähe des Leuchtturms angeschaut haben, waren wir logischerweise nach Einbruch der Dunkelheit immer noch oben auf dem Nugget Point und hatten nicht mehr viel Lust, im Dunkeln die kurvige Straße nach unten zum Fuß des Berges zu fahren. Außerdem hatten wir Hunger, da wir normalerweise nicht zu Mittag essen, dafür gut frühstücken und recht früh (zwischen sechs und sieben Uhr) Abendessen. Also sind wir zumindest zum Kochen und Essen auf dem Parkplatz stehen geblieben. Aber wie es ja immer so ist, essen macht müde und so beschlossen wir, trotz uneindeutiger Situation bezüglich Camping oder Übernachtparken zu bleiben. Wir sollten dazu sagen, dass unerlaubtes Freedom-Campen in Neuseeland 200$ Strafe nach sich zieht, wenn man dabei erwischt wird. Dementsprechend unentspannt war die Nacht, denn bei jedem Auto, das sich näherte, schlug unser Puls gleich höher. Wir waren heilfroh, dass wir am nächsten Morgen keinen Strafzettel fanden und machten uns schnellstmöglich aus dem Staub.


Auf der Fahrt durch die Catlins legten wir viele Stopps ein, da es einiges Sehenswertes gab: Den Purakaunui Wasserfall, Lake Wilkie und die Curio Bay mit dem fossilisierten Wald. Fossiles Holz ist im Gegensatz zu anderen Fossilien sehr selten, da Holz normalerweise sehr schnell verrottet. In diesem Fall wurde die damalige Waldfläche von mit Vulkanasche angereichertem Wasser geflutet, das in die Baumstämme eingedrungen ist und sie nach Versickerung des Wassers damit in Stein verwandelt hat. Heute, nach 170 Mio. Jahren, sieht man deshalb immer noch Reste von Holz aus der damaligen Zeit.

Nach einem kurzen Abstecher zum Slope Point, dem südlichsten Punkt der Südinsel und damit unser südlichster Punkt der Reise, wollten wir den Tag am Waipapa Point beenden. Die Aussicht auf den Leuchtturm und das Meer auf der einen und auf die Schafe auf der anderen Seite war so schön und wurde bei Sonnenuntergang ganz in rot getaucht.  

Doch leider nahm der ohnehin schon starke Wind nachts so sehr zu, dass wir wie in einem Kinderwagen durchgeschüttelt wurden. Als wir dann auch noch plötzlich Sand in unseren Gesichtern spürten, den es anscheinend durch Schlitze ins Auto geweht oder besser gepresst hat, haben wir nachts um drei umgeparkt, einige hundert Meter weiter hinter eine Baumreihe nahe der Hauptstraße. Keine Idylle, aber endlich windstill.


Nach dieser recht schlaflosen Nacht ging es weiter nach Invercargill, wo wir in der Buswartehalle die erste richtige Dusche nach genau einer Woche genossen. Für einen Dollar pro Person gab es eine saubere Nasszelle mit unbegrenzt lang warmem Wasser. Was für eine unglaubliche Wohltat!  

Kommentare: 2
  • #2

    Mama Alena (Mittwoch, 29 April 2015 12:43)

    Ohh Kinners, ist das alles schön!!

  • #1

    Niklas (Mittwoch, 29 April 2015 07:27)

    Also neidisch ist gar kein Ausdruck. Aber ein bisschen erinnert es mich doch an Norwegen.....