Invercargill bis Greymouth

Diese Karte ist zoombar ( kein Screenshot!)

Mit der heißen Dusche in Invercargill ist auch schon alles interessante über diesen Ort gesagt, also weiter nach Te Anau und Richtung Milford Sound. Zum ersten Mal haben wir für die Übernachtung etwas gezahlt, denn free campen war uns in dem Naturreservat, in dem wir uns nun befanden, doch etwas zu heikel. Und 6$ pro Person können auch wir gerade noch verkraften. Dafür hatten wir ja auch einen schönen Platz mitten am See Lake Gunn. Leider haben wir alte Bekannte aus Panama wieder getroffen: Die fürchterlichen Sandfliegen! Diese Biester haben uns damals schon so zerstochen und nun stellte sich heraus, dass sie auch Neuseeland schon erobert hatten. Also nichts mit Draußensitzen, sondern den Seeblick nur aus dem Camper genießen...

Nach einem Blick zum Himmel haben wir am nächsten Morgen spontan beschlossen, die Schifffahrt durch den Milford Sound direkt heute, jetzt, zu machen statt wie eigentlich geplant noch einen Tag zu warten. Wenn wir nämlich eins gelernt haben in unserer bisherigen Zeit in Neuseeland, dann dass sich das Wetter schlagartig ändern kann. Regen am Morgen heißt nicht, dass man den ganzen Tag schlechtes Wetter erwarten muss und die Morgensonne kann sich innerhalb von wenigen Stunden hinter dicken Wolken verziehen.

Also schnell alles zusammen gepackt, Haddie startklar gemacht und bloß weg von den Sandfliegen! Um elf Uhr kamen wir am Hafen an, keine 15 Minuten später befanden wir uns schon an Bord eines Schiffes der Firma Juicy, deren Abfahrtszeit wie nach uns gerichtet schien. Das gute Wetter hielt an und so konnten wir unseren Cruise durch den wohl bekanntesten Fjord Neuseelands richtig genießen.  

Auf dem Rückweg nach Te Anau (die Straße zum Milford Sound ist leider eine Sackgasse) haben wir einen längeren Stopp für den Key Summit Track eingelegt. Eineinhalb Stunden sind wir auf einem recht steilen Pfad bis zum Plateau auf einem Berg gelaufen, eine Stunde wieder nach unten. Wie gesagt, da sich das Wetter gerne mal von jetzt auf gleich ändert, kamen wir oben im Nieselregen an, obwohl beim Start noch die Sonne geschienen hat.  

Zum ersten Mal haben wir auf dem Weg nach Queenstown am nächsten Tag einen Anhalter mitgenommen. Als hätten wir es ihm an der Nase angesehen – wir sagten uns noch vor dem Anhalten, der wäre bestimmt Deutscher – kam Andreas, so sein Name, aus Penzberg (südlich von München). Wie wir war auch er schon mehrere Monate unterwegs, allerdings nur durch Neuseeland. Queenstown besuchte er schon zum zweiten Mal und er hatte auch wieder das gleiche Hostel dort reserviert. Während der Fahrt sprachen wir mit ihm über die Vor- und Nachteile eines Campervans gegenüber dem Reisen mit Bus und per Anhalter und kamen natürlich auch auf das Thema Duschen. Andreas schlug uns vor, doch einfach mit zu dem Hostel zu kommen, da er sich noch erinnerte, dass man zu den Bädern nicht mal an der Rezeption vorbei musste. Letztendlich war das Mitnehmen von Andreas also für beide Seiten von Vorteil: Er kam von A nach B und wir hatten durch seinen Tipp für die nächsten beiden Tage, die wir in Queenstown verbrachten, eine heiße Dusche und auch noch kostenloses Internet und benutzten dreist die Küche des Hostels (das beschränkte Inventar unseres Campervans ist eben nicht zu vergleichen mit einer echten Küche), da dort ohnehin immer so viel los war, dass wir gar nicht auffielen.

Da das Wetter so gut war, haben wir die Gunst der Stunde genutzt und sind eine Stunde auf den Berg, Bob's Peak, hoch gelaufen, von dem man den Postkarten-Blick auf Queenstown und Lake Wakatipu hat. Natürlich gibt es auch eine Gondel zur Aussichtsplattform, doch die 32$/Person sparten wir uns lieber für andere Dinge auf. Zum Beispiel für eine wärmende heiße Schokolade im Café auf dem Bob's Peak ;-)  

Kurze Pause vom Aufstieg auf dem Waldthron
Kurze Pause vom Aufstieg auf dem Waldthron
Blick über Queenstown und Lake Wakatipu
Blick über Queenstown und Lake Wakatipu

Um keinen Strafzettel für's Parken zu riskieren, sind wir eher zurück getrabt als gegangen. Da wir auch am nächsten Tag noch in dem Städtchen bleiben wollten, haben wir uns, ungemütlich aber zweckhaft, in einen Wendehammer eines Wohngebiets gestellt. Ob das so offiziell so erlaubt war, wissen wir nicht, aber es ist ja wie immer alles gut gegangen.

Weil auch irgendwann unsere Kleider eine Wäsche brauchen, haben wir den Samstag im Waschsalon und drumherum verbracht. Erst waren wir einmal um den See spazieren (und haben dabei gleich das nächste Plätzchen zum Schlafen ausfindig gemacht), dann sind wir über den Markt geschlendert, der an diesem Tag stattfand und zum Schluss lagen wir einfach noch lesend im Gras und haben uns die Sonne auf den Bauch scheinen lassen.  

Unser Haddie hat ein bisschen Deko bekommen...

Nach all dem war unsere Wäsche fertig gewaschen und getrocknet. Gegen Abend sind wir noch einen Tipp von Andreas, unserem Anhalter,

nachgegangen. Bei der Pizzakette Domino's gab es gute Pizzen für nur 5$ und nach all dem Gekoche waren wir sowieso reif für Fast Food. Glücklich über das Bilderbuchwetter, die wieder gut riechende Kleidung und den idyllischen Stellplatz am See für die Nacht sind wir an diesem Tag zufrieden eingeschlafen, während der einsetzende Regen auf's Autodach geprasselt hat - Bis uns ein seltsamer Blitz beide aus dem Schlaf riss. Da es zwar immer regnet, jedoch nie donnert oder blitzt, kam uns das etwas seltsam vor, zumal das Licht des Blitzes wirklich unnatürlich hell war. Allerdings drehten wir beide uns nach dem Ereignis wieder um und schliefen sofort weiter. Mit Kristinas Frage, was denn das da aufgeweichtes an der Windschutzscheibe sei, löste sich auch das Blitzrätsel. „Im Namen des Queenstown Lake Districts fordern wir Sie auf, die Strafe über 200$ für folgende Widrigkeit zu zahlen: Freedom Camping auf unerlaubter Fläche.“

Waaaaas????? Nirgendwo stand ein Camping-Verbotschild, noch standen wir unerlaubt in einer gekennzeichneten Parkfläche. Trotzdem hatten wir diesen vom Regen der Nacht nur noch schlecht lesbaren Zettel am Scheibenwischer klemme (Der Blitz war dann sehr wahrscheinlich ein Fotoblitz, mit dem der Beamte das Beweisfoto gemacht hat. Die von der Stadtverwaltung müssen es anscheinend nötig haben, wenn sie um diese Uhrzeit, kurz vor fünf war es, jemanden bei Regen durch die Stadt laufen lassen... ). Was haben wir gebibbert als wir am Nugget Point auf dem Parkplatz des Leuchtturms übernachtet haben, was war uns unwohl in der Nacht zuvor, die wir im Wendehammer des Wohngebiets verbrachten und jetzt, wo wir uns sicher fühlten, kam das! Unfassbar. Nachdem wir ein paar Nachforschungen betrieben haben, wussten wir, dass es in Queenstown wohl allgemein nicht erlaubt sei, frei zu campen und schon gar nicht als Fahrzeug, das nicht self-contained ist, also kein Klo an Bord hat. Damit dürfte man in ganz Neuseeland nirgendwo außer an ausdrücklich ausgewiesenen Plätzen übernachten. Da haben wir tagelang alle Bedingungen zum Campen in diesem Land studiert, uns doppelt und dreifach informiert, aber das hörten wir nun zum ersten Mal.

Allerdings änderte das auch nicht, das wir nun schon einen Strafzettel hatten und womöglich 200$ zahlen müssen. Es war aber Sonntag und damit war das Rathaus, in dem wir unsere Strafe hätten begleichen sollen, ohnehin geschlossen. Zum Glück gehört Wanaka, unser nächstes Ziel auf der Route, zum gleichen Distrikt und somit konnten wir uns am folgenden Montag auch an diese Dienststelle wenden.

Nach der kurzen Fahrt von Queenstown nach Wanaka verbrachten wir den Sonntag allerdings noch einmal die Natur genießend, auch wenn unser Spaziergang durch den Ort und entlang des Lake Wanaka aufgrund des orkanartigen Windes eher kurz ausfiel.

Um erstens ein bisschen unseren Frust über den Strafzettel wegzutrinken und zweitens endlich mal neuseeländisches Bier zu probieren, nahmen wir neben dem normalen Einkauf auch noch eine Flasche mit. Doch an der Kasse dann das nächste Ärgernis: Beim Alkoholkauf, sei es nur Bier und auch nur eine Flasche wie in unserem Fall, mussten ALLE beim Kauf anwesenden Kunden ihren Ausweis zeigen. Dabei reichte der internationale Studentenausweis nicht, es musste tatsächlich unser Reisepass sein. Aah! Jetzt reicht's aber! Wir wollten einfach nur unseren Ärger über die unsinnige Camping-Strafe bei einem gemütlichem Schluck beruhigen, stattdessen hätten wir beide wirklich endgültig aus der Haut fahren können, Herrgottzack nochmal! Dann eben kein verdammtes Bier! Wütend auf alles und jeden sind wir zurück zum Camper gestapft – gegen den greislichen Wind ankämpfend – und haben ordentlich Frust geschoben. Solche Momente sind es, in denen uns Deutschlands Vorzüge wieder in den Sinn kommen. Niiieeemand hätte uns wegen eines Bieres nach unseren Ausweisen gefragt... Aber gut, Schluss mit der Wut, etwas bessere Stimmung bitte!

Um das zu erreichen, besuchten wir die Puzzling World, was dem Erfahrungsfeld der Sinne ähnlich ist (für die Nicht-Nürnberger: Es geht v.a. um optische Täuschungen und anderen Trick und Trug).  

Zum ersten Mal hatten wir in dieser Nacht das Gefühl, dass wir trotz Deckenmasse vor lauter kalten Füßen nicht einschlafen können. Es war so kalt, dass wir schon beim Abendessen deutlich unseren Atem sehen konnten. Obwohl wir, auch zum ersten Mal, Stromanschluss hatten und unseren kleinen Heizer benutzt haben, wurde es nicht besser. Dass uns am Morgen unser Camping-Nachbar auf den Schnee auf dem nahe gelegenen Hügel aufmerksam machte, hat uns deshalb nach dieser Nacht nicht gewundert.

Blick auf den See und die Berge dahinter am ersten Tag...
Blick auf den See und die Berge dahinter am ersten Tag...
... und am zweiten. Man beachte den beschneiten Berg rechts.
... und am zweiten. Man beachte den beschneiten Berg rechts.

Im District Council von Wanaka haben wir Beschwerde gegen den Strafzettel eingelegt uns uns eine hoffentlich glaubwürdige Geschichte überlegt, um vielleicht doch noch um die Strafe herum zu kommen. Auf dem Antrag auf Widerruf gaben wir an, in besagter Nacht nicht im Camper, sondern im Zelt auf einem Campingplatz in den Bergen geschlafen zu haben, da wir eine zweitägige Tour auf einem der Tracks in der Umgebung unternommen haben (das ist wirklich üblich um Queenstown, liegt also nahe). Die Vorhänge des Campervans waren in unserer Version wegen der Kälte, die so weniger ins Fahrzeug dringt und wegen dem Sichtschutz auf die Wertsachen, die wir im Auto gelassen hatten, zugezogen. Bisher haben wir noch keine Antwort erhalten, also hofft mit uns, dass wir mit unserer „Wahrheit“ durchkommen. Ihr seid doch auf unserer Seite, stimmt's...?


Bevor es wieder zu schneien beginnen konnte, haben wir uns nach Erledigung dieser unangenehmen Sache lieber gleich weiter nach Norden bis zum Fox Gletscher begeben. Für die beste Sicht haben wir gleich zwei Walks gemacht (20 Minuten und 1,5Stunden), aber am Ende haben wir doch festgestellt, dass andere Naturspektakel uns doch mehr faszinieren als Gletscher. 

Weiter ging es bis zum Lake Matheson, der für seine schönen Spiegelungen bekannt ist. Wenn es windstill ist! Das war es aber nicht. Trotzdem sind wir einmal drum herum gelaufen, denn er bot auch mit Wind einen tollen Blick.  

Direkt hinter den Büschen befand sich der Camping-Platz
Direkt hinter den Büschen befand sich der Camping-Platz

Auf dem Campingplatz an der Küste (wir suchen unsere Stellplätze für die Nacht jetzt mit mehr Bedacht aus und fahren auch gerne mal ein paar km mehr bis zum nächsten kostenlosen, aber legalen Parkplatz) kam Kristina zufällig mit Mike (62) ins Gespräch, der an diesem Tag sein Glück beim Angeln versucht hat. Weil es draußen ungemütlich kalt war und wir deswegen nicht ewig vor den Autos stehen wollten, lud er uns auf ein Glas Wein in seinen Wohnwagen ein. Hoho, und was für ein Wohnwagen das war. Besser und luxuriöser ausgestattet als manches Wohnzimmer, genossen wir ein Glas nach dem anderen und wollten gar nicht mehr zurück zu unserem armen, kalten Haddie. Mike erzählte uns, dass er im benachbarten Fox Town ein Motel besitzt und lud uns ein, auf jeden Fall dort zu duschen und vielleicht auch gegen drei tägliche Arbeitsstunden im Motel einige Tage im warmen Gästezimmer zu schlafen. Gerade hätten sie nämlich keine Woofer, also Reisende, die für Kost und Logis bei der benötigten Arbeit helfen.

Das Angebot bezüglich der Dusche nahmen wir gerne an, den Rest wollten wir uns noch überlegen. Wir kamen aber zu dem Schluss, dass ein oder zwei Tage Zwischenstopp gar keine schlechte Idee wären, dann würden wir hoffentlich endlich mal wieder entspannt schlafen können. Wenn es kalt ist, richtig kalt, schläft man nämlich unweigerlich verkrampft ein und hat nach der Nacht ganz starre Glieder.

Das mit dem Duschen ging klar, gegen unseren kurzen Aufenthalt hatte aber Mikes Frau Heather ein Veto einzulegen. Ganz spontan hatten sich zwei Freiwillige gemeldet, die dem Ehepaar im Motel zur Hand gehen wollten, womit das Zimmer, in dem wir hätten schlafen können, nun belegt war. Was soll's, dann eben weiter im Kalten schlafen wie es eigentlich ja sowieso geplant war.

Die Katze von Mike&Heather hat unseren Haddie, nachdem wir ihn geputzt hatten, genauestens inspiziert
Die Katze von Mike&Heather hat unseren Haddie, nachdem wir ihn geputzt hatten, genauestens inspiziert

Wir bedankten uns vielmals für die liebe Geste, uns im Motel duschen zu lassen und fuhren weiter bis kurz nach Greymouth.

Während dieser Autofahrt hat Kristina zwei Vögel ermordet und auch fast einen Hasen (Zitat: "Aaaah, da is a Haas!!!"). Aber wenn die Viecher auch so blöd sind und einem vor's Fahrzeug fliegen...

Apropos tote Tiere: wir haben irgendwann schon recht früh auf unserem Roadtrip durch Neuseeland mit dem makaberen Spiel „An welchem Tag sehen wir die meisten überfahrenen Tiere?“ angefangen. Dazu zählt man einfach die Tierkadaver auf der Straße, an denen man während einer Autofahrt vorbei fährt, gewinnen tut der Tag, an dem die meisten gesichtet wurden. Bisheriger Spitzenreiter war der 8.4., an dem wir 22 tote Opossums, Füchse, Vögel und Hasen gezählt haben. Bisher gab es nicht eine Fahrt, bei der wir kein totes Tier auf der Straße haben liegen sehen. Ganz schön traurig...

Obwohl der Strafzettel für das Freedom-Camping erst zwei Tage alt war, landeten wir am Ende des Tages wieder in einer abgelegenen Seitenstraße des Highways mit Blick auf's Meer. No risk, no fun!

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