A little party never killed nobody

Wie erhofft stempelte mir der Einreisebeamte ein Visum für 30 Tage in meinen Pass, als ich am 28.5. in Surat Thani in Thailand landete. Die 15 Tage, die ich bei Einreise über Land bekommen hätte, wären deutlich zu wenig gewesen, wie sich im Nachhinein herausstellte.

Von Surat Thani musste ich nun irgendwie auf die Insel (thai.: Koh) Samui gelangen, wo ich die ersten Nächte verbringen wollte, bevor ich übersetzte nach Koh Pha Ngan. Es war erstaunlich einfach, ein Ticket für eine Kombi-Fahrt mit Bus und Fähre zu finden, da die Mitarbeiter vieler Gesellschaften schon wie Geier auf die ankommenden Gäste am Flughafen warteten. Nach einigen Preisvergleichen hatte ich ein Ticket in der Hand, bei dem sogar die Taxifahrt bis zu meinem Hostel inbegriffen war. Ich musste mir für die nächsten drei Stunden also keine Gedanken über Transportmöglichkeiten machen, es war alles durch verschiedene Aufkleber auf meinem T-Shirt geregelt. Diese markierten mich zwar wie Vieh, dass zu Ort A oder B getrieben werden muss, aber waren nunmal sehr übersichtlich für die Organisation. So konnte ich endlich ein bisschen schlafen, denn vor Müdigkeit konnte ich kaum noch meine Augen offen halten.

Mein Hostel war zwar ganz schön, aber irgendwie recht düster und die Stimmung bedeckt. Als ich ankam, war kein Gast in der Lobby, dafür stellten sich mir immerhin meine Zimmergenossen gleich von selbst vor: Zac, Craig (USA), Felix, Florian (D) und Josh und Tara (England). Mit letzteren vier bin ich zum Abendessen auf einen Night Market (oh, ich hatte ganz vergessen, wie billig Essen in Thailand sein kann!), wonach wir noch in einer Bar ein Bier trinken waren (und wie teuer im Verhältnis dazu Alkohol...).

Schick, aber steril: Mein Hostel
Schick, aber steril: Mein Hostel
Jede Menge los am Chaweng-Beach
Jede Menge los am Chaweng-Beach

Nach diesem Abend schwirrte mir der Kopf, allerdings nicht vom Bier, sondern von den Menschenmassen um mich herum, von der lauten Musik, die aus jeder Strandbar tönte, von den unzähligen Touristen und den überall schreienden Händlern und Taxifahrern. Nach Malaysia, wo ich zuletzt die einzige weiße Touristin war und außerdem von früh bis spät Ruhe herrschte, ab und zu mal durch den Ruf des Muezzins zum Gebet unterbrochen, kam ich mir nun vor wie in einer anderen Welt. Na jedenfalls schien es wenigstens so nicht langweilig und einsam zu werden!

Vielleicht auch wegen dieser vielen Eindrücke war ich um halb zwölf so müde, dass ich mich verabschiedete und nach einem sehr langen, anstrengenden Tag endlich ins Bett fiel.


Gleich morgens am nächsten Tag ging ich eine Runde durch das menschenleere Örtchen, das am Abend zuvor noch vor lauter Touristen wimmelte. Aber die schienen alle eher ihren Rausch ausschlafen und den Morgen lieber im Bett verbringen zu wollen. Umso besser, dachte ich, so konnte ich ungestört und ohne ständiges Angelabere von der Seite (Hello, Massage? Need Taxi? You want hotel? Cheap tour for you!) auf die Suche nach einer neuen Unterkunft machen, da mir mein Hostel mit 14€/Nacht doch etwas zu teuer für thailändische Verhältnisse war.


Leider gab es nicht wirklich viele günstigere Alternativen. Ich hatte Thailand, als ich vor vier Jahren schon einmal hier war, zwar als wirklich billig in Erinnerung, aber erstens war das eben schon einige Zeit her und zweitens reiste ich damals nicht allein. Und da kommen wir zum springenden Punkt der ganzen Sache: Als Alleinreisende/r ist Asien gar nicht soooo billig, zumindest was Unterkünfte und Transport angeht. Ein eigenes Bungalow für 15€ pro Nacht ist freilich im Vergleich zu anderen Ländern sehr erschwinglich, aber so lange ich das alleine zahlen muss, entspricht eine Übernachtung schon dem halben Tagesbudget... Wie auch immer, am Ende fand ich eine von einem Australier geführte Bungalow-Anlage, wo ich für 7€ unterkam und sogar Zugang zu einem nagelneuen Pool mit Liegestühlen hatte.

Den restlichen Tag habe ich dieses besondere Extra voll ausgereizt und mich nicht mehr von meiner Liege dort weg bewegt :-)


Nach einem erneut sehr leckeren und sehr günstigen Essen auf dem Nachtmarkt von Chaweng bin ich zur Verdauung ein wenig am schönen Strand entlang geschlendert und auf der Straße wieder zurück. Dabei blieb ich, wie so viele Passanten, beeindruckt vor einer ziemlich langen Reihe leerer Bierdosen stehen, die auf der Stufe vor einem Supermarkt aufgebaut war.

Die Bierdosenreihe
Die Bierdosenreihe

Sofort wurde ich mit einem erkennbaren deutschen Akzent auf Englisch freundlich aufgefordert, doch gerne auch eine Dose beizusteuern. Nachdem ich mich als Deutsche zu erkennen gegeben habe, bekam ich ein „Na dann erst recht!“ zu hören. Und ich dachte, ja, warum eigentlich nicht. Im Hostel vermisste mich keiner und früh aufstehen musste ich schließlich auch nicht. Mit einer Dose Bier aus dem Supermarkt setzte ich mich zu den drei Deutschen und einem Kanadier, die die Reihe Dosenbier bisher geleert hatten. Sie schienen nett, wenn auch schon etwas angetrunken und wir hatten tatsächlich eine wirklich witzige Nacht, nachdem sich immer mehr Menschen zu uns gesellten und „halfen“, die Reihe zu verlängern. Irgendwann verlagerten wir das Trinken dann aber in eine Freiluft-Disko und feierten noch lange ohne Grund, einfach um der guten Laune Willen. Immer wieder lustig, unter welchen Umständen man neue Leute kennen lernen kann :-)


Meinen letzten kompletten Tag auf der Insel wollte ich nutzen, um diese zu erkunden und vielleicht ein paar andere schöne Flecken zu entdecken – ich weiß ja nicht, ob es mich nicht irgendwann noch einmal nach Thailand verschlagen sollte, aber falls, dann kenne ich damit die guten Plätze.

Mit einem gemieteten Roller für schlappe acht Euro inklusive einer ganzen Tankfüllung umrundete ich die Insel an einem Tag, nicht ohne jedoch ein paar Stopps einzulegen: Zwei Wasserfälle, Lamai Beach, Mae Nam, Big Buddha.  

Zum ersten Mal seit dem Abschied von Kristina vor drei Wochen habe ich mich an diesem Tag endlich wieder einfach rundum wohl gefühlt. Wie ich da mit gefühlter Lichtgeschwindigkeit auf dem Roller saß (ich bin auf einem Zweirad noch nie schneller als 50km/h gefahren, aber die Roller in Thailand sind ja alle nicht gedrosselt), mir die warme Tropenluft um die Nase wehte und ich ein paar Jubelschreie gegen den Fahrtwind krähte, ging es mir einfach so richtig gut. Die Entscheidung nach Thailand zu fliegen, war jetzt schon die beste, die ich seit langem getroffen hatte. Ganz nach dem Motto „Neues Land, neues Glück“.

Um dem sowieso schon schönen Tag noch das Sahnehäubchen zu verpassen, gönnte ich mir vor dem Schlafengehen eine einstündige Massage von Füßen, Beinen und Schultern. Dass so etwas in Thailand schon für umgerechnet fünf Euro zu haben ist, macht die Sache gleich noch viel angenehmer!

Haaaaa... :-)
Haaaaa... :-)

31.5.: Letzter Tag im Mai, Zeit, um langsam nach Koh Pha Ngan aufzubrechen, wo am 2.6. die Vollmondparty steigen sollte. Mit Rundumpaket – wie immer – wurde ich direkt von der Bungalow-Anlage auf Koh Samui abgeholt, zur Fähre gebracht und auf Pha Ngan von einem Shuttleservice vor meinem nächsten Hostel wieder abgesetzt. Im Echo Beach, so der Name meiner Unterkunft, herrschte eine sehr entspannte Stimmung, die Leute waren mir auf Anhieb sympathisch und mit einem kleinen Strandabschnitt (daher auch der Name) bekam das Hostel von mir gleich noch ein paar Extrapunkte.

Ich als Sonnenanbeterin genoss das Urlaubsgefühl, bei Meeresrauschen im Sand zu liegen (auch wenn es eigentlich unerträglich heiß dort war) und lauschte leise einer Gruppe deutscher Mädels, die nicht weit weg ebenfalls am Strand saßen, sich über die Hitze beklagten und über Männer tratschten. Sehr amüsant.

Ein Hostel, gemacht zum Relaxen
Ein Hostel, gemacht zum Relaxen
Strand, Meerblick, Hängematten - was willste mehr?
Strand, Meerblick, Hängematten - was willste mehr?

Als ich die Gruppe am Abend wieder am Strand sitzen sah, gab ich mir einen kleinen Ruck und steuerte von meiner Hängematte auf die fünf gackernden Hühner zu. Nach kaum fünf Minuten wusste ich ihre Namen, was sie als Gruppe zusammen gebracht hatte, ihren ungefähren Reiseweg und woher aus Deutschland sie alle kamen. So spontan wie ich mich zu ihnen gesellt hatte, luden sie mich ein, sie zu einer Poolparty zu begleiten und so langsam dämmerte mir, dass dies – abgesehen von der Vollmondparty natürlich – wohl nicht die letzte Feier sein würde, die mich in Thailand erwartete. Passend zu dieser Erkenntnis entdeckte an einer Wand im Hostel das Angebot an nächtlichen Vergnügungsmöglichkeiten, das jeden Tag fein säuberlich auf einer riesigen Tafel notiert wurde. Theoretisch hätte ich mich an jedem Abend der Woche zu irgendeiner anderen Location fahren lassen können, um von einem Event zum nächsten zu taumeln.

Nun gut, aber heute erst einmal die Poolparty. Die erste überhaupt in meinem Leben!


Obwohl die Mädels alle mindestens vier oder fünf Jahre jünger waren als ich, fühlte ich mich so wohl in der Gruppe, als wäre ich schon viel länger als nur einen halben Tag ein Teil davon.

Dass sie dann aber eben doch noch etwas „frischer“ sind als ich selbst, merkte ich am nächsten Morgen. Ich hatte das Gefühl, nach einer erneuten Nacht mit wenig Schlaf einen ziemlichen Durchhänger zu haben, während die sich schon wieder über die nächste Feier am Abend unterhielten. Ich hätte ja nicht gedacht, dass ich in meinem Alter schon beginne, „Ich werde alt“ zu sagen... Deshalb ließ ich die jungen Hüpfer ziehen und machte mir selbst einen gemütlichen Tag und Abend. Es galt immerhin, die Energiereserven für das Highlight am nächsten Abend aufzufüllen: Die Vollmondparty!

Wer sich jetzt denkt, was redet die denn da zum hundertsten Mal von einer Vollmondparty?! Den will ich jetzt aufklären: Irgendwann in den achtziger Jahren kamen ein paar Post-Hippies nach Thailand und befanden den Vollmond auf Koh Pha Ngan als den schönsten, den sie je gesehen hatten. Wer weiß, unter welchen Drogen die standen, aber sie lockten mit ihrer Idee, jeden Monat die Mystik des vollen Monds zu feiern, immer mehr Feierlustige an. Heutzutage erscheinen in einer Vollmondnacht auf Pha Ngan tausende Menschen am Strand, es gibt Feuershows und Musik bis in den Morgengrauen. 

V.l.n.r.: Cat, Mariella, Eileen, Lisa, ich, Lucie
V.l.n.r.: Cat, Mariella, Eileen, Lisa, ich, Lucie
Mondbemalung
Mondbemalung

Um Mitternacht brachte uns das kostenlose Hostel-Taxi zu DEM Strand, wo wir uns zwar bei dem irren Gewusel irgendwann aus den Augen verloren, ich jedoch gute Gesellschaft in Form von drei Franzosen fand, die ich zufällig direkt vor Ort kennenlernte.


Wie es sich für so eine Nacht gehört, tanzten wir bis zum Morgengrauen und schliefen irgendwann erschöpft im Sand ein bis uns die Sonne mit ihren heißen (und viel zu hellen) Strahlen wieder weckte. Wir waren eigentlich schon auf dem Weg, alle „nach Hause“ zu gehen, da kam uns ein Mann entgegen und schenkte uns Gutscheine für ein Frühstücksbuffet in dem Hotel, vor dem wir aufgewacht sind. Ha, das traf sich ja perfekt! Nach dem Katerfrühstück mit Speck, Eiern, Kuchen und Salat (auf was man eben so Lust hat nach einer durchzechten Nacht) dachten wir uns, nun, da wir schon mal im Hotel sind, könnten wir doch auch die Gelegenheit nutzen und es uns am Pool gemütlich machen. Mit Blick auf's Meer verbrachten wir so fast den ganzen Tag dort, immer wieder zwischen Wasser und Liege pendelnd. Herrlich, so ein Faulenzerleben! :-)


Es war schon abends als ich mich von den Franzosen verabschiedete und den Plan „Zurück zu meinem Hostel“ in Angriff nahm. Das lag nämlich etwa 20 Fahrminuten von besagtem Partystrand entfernt und normalerweise wäre ein Taxi zurück auch nicht teuer gewesen – wäre ich nicht die einzige mit diesem Fahrtziel gewesen. In einer Gruppe teilt sich der Preis einfach auf, aber alleine wäre die Taxifahrt ein teurer Spaß geworden. Ich hatte aber noch mehr Glück als ohnehin schon an diesem Tag (Stichworte Frühstück und Hotelpool), denn in dem Moment, in dem ich mich mit dem Taxifahrer auf einen Preis einigte, hielt ein Moped an. Ein Engländer, der anscheinend zu viel Zeit hatte, bot mir an, mich auf seinem Roller zu meiner Unterkunft zu bringen, da er momentan sowieso nichts zu tun hatte. Danke liebes Leben, manchmal kannst du wirklich richtig großzügig sein :-)


Zurück im Hostel wurde ich mit einer wilden Umarmung von Cat, einer aus der Mädelsgruppe, begrüßt und ihr war anzusehen, dass sie sehr erleichtert war. Auch die anderen meinten, sie waren schon kurz davor, die Krankenhäuser der Insel anzurufen und nach mir zu fragen, nachdem ich den ganzen Tag ja nicht aufgetaucht bin. Man, waren die süß!!! Als ich ihnen aber dann doch etwas schuldbewusst von meinem entspannten Tag erzählte, waren sie erleichtert und froh, sich umsonst Sorgen gemacht zu haben. Trotzdem war es schön zu wissen, dass sich im Falle eines Falles jemand um mich gesorgt hätte. An so etwas hatte ich selbst noch gar nicht gedacht. Tja, ich sag nur noch einmal: 18 Jahre gegen 24 Jahre... In Sachen Vernunft könnte ich mir von den deutlich jüngeren noch eine Scheibe abschneiden...


Meine letzten beiden Tage auf Koh Pha Ngan verbrachte ich in einem eigenen Bungalow auf der anderen Seite der Insel. Ich habe mir einen Roller gemietet, um zur der Bungalow-Anlage zu gelangen, denn ein Taxi wäre viel zu teuer gewesen (50€ Hin und zurück, dagegen ein Roller für zwei Tage insgesamt 9 € inkl. Benzin) - was für Relationen...

Einfach nochmal runterfahren, entspannen, mit meinen Gedanken alleine sein, das war der Plan. Da der Strand etwas abgelegen lag, herrschte kein Trubel, nur einige Paare verschlug es zum romantischen Urlaub dorthin. Nach zwei ereignislosen Strandtagen ging ich jeweils abends in ein schönes Restaurant und genoss es einfach zu sein, wo ich war, zufrieden auch ohne irgendjemanden an meiner Seite.

Mit dem Duett, das in einem der Restaurants, in dem ich aß, auftrat (bestehend aus den beiden Philippinen Arzenith (Frau) und Jobert (ein Mann)), unterhielt ich mich nach einem ihrer Auftritte fantastisch und hatte damit wieder einmal zwei tolle neue Menschen kennengelernt.  

Am 6.6., nach einer Woche auf Koh Pha Ngan, wurde es Zeit, nun mal wieder die Insel zu wechseln. Nächste Station deshalb: Koh Tao.

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